Exkursion zur Schachtanlage Asse 2
Am Mittwoch, den 28.06.2017, ging es anlässlich der zweiten Exkursion dieses Sommersemesters 2017 zur Schachtanlage Asse. Nach einer kurzen Begrüßung und dem ein oder anderem Erfrischungsgetränk, begann die Vorstellung der „Asse II“ mit einem rund einstündigen Vortrag zur Geschichte des Bergwerks, der Einlagerung, sowie mögliche Konzepte für die Zukunft.
Quelle: http://ais.badische-zeitung.de/piece/03/01/eb/52/50457426.jpg
Die Schachtanlage Asse ist ein ehemaliges Salzbergwerk in der Nähe von Wolfenbüttel, das die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1965 nach dessen Stilllegung erwarb. Ab 1967 bis ins Jahr 1978 wurden im Auftrag des Bundes insgesamt 125.787 Abfallbehälter, was einem Abfallvolumen von 47.000m³ entspricht, in dreizehn ehemaligen Salzabbaukammern des Bergwerks eingelagert. Offiziell als „Forschungsbergwerk“ betrieben, erfolgte die Einlagerung nach 1971 nicht mehr zu Forschungszwecken, sondern diente der Entsorgung des größten Teils der bis 1978 in der Bundesrepublik angefallenen leicht- und mittelradioaktiven Abfälle. Eine Rückholung war zu diesem Zeitpunkt nicht geplant. Hauptsächlich stammen die radioaktiven Abfälle aus den Anlagen der Energieversorgungsunternehmen, weitere Abfallverursacher waren die Forschung, kerntechnische Industrie und medizinische Einrichtungen. Nachdem im Jahr 1995 auch die endlagerbezogene Forschung eingestellt wurde, begann der ehemalige Betreiber mit der Vorbereitung der Schließung der Schachtanlage. Seit 2008 steht die Anlage unter Atomrecht und wird durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betrieben. Nach einem Vergleich dreier Stilllegungsoptionen wurde 2010 beschlossen, die Abfälle aus dem Bergwerk zurückzuholen. Nur so könnte die gesetzlich geforderte Langzeitsicherheit nach heutigem Stand der Wissenschaft und Technik gewährleistet werden.
Bevor jedoch mit der Rückholung der radioaktiven Abfälle begonnen werden kann, muss zunächst eine entsprechende Absicherung des Bergwerks geschehen. Dabei ist insbesondere das Aufkommen von Zutrittswasser von zentraler Bedeutung. Ausgelöst wurde diese Problematik durch die insgesamt 131 dicht neben- und untereinander liegenden Abbaukammern. Zusätzlich wird die Situation verschärft durch die Nähe der Abbaukammern zum Deckgebirge, den hohen Durchbauungsgrad als auch die lange Zeit, in denen die Hohlräume offen standen. So entstanden über die Jahrzehnte Risse im Gebirge durch die nun das Zutrittswasser in das Berg fließen kann. Zurzeit fließen seit mehreren Jahren konstant 12,5 m³ pro Tag Zutrittswasser in das Bergwerk. Dieses Wasser wird aufgefangen, wenn möglich aufbereitet und weiterverwendet (Betonherstellung), oder wenn notwendig entsprechend entsorgt. Die Stabilisierung sowie die Vorbereitung auf eine Rückholung sind derzeit die Hauptaufgabe der Mitarbeiter.
Im Anschluss an den Vortrag hieß es nun umziehen und sich ein eigenes Bild von Zustand der Schachtanlage und den Arbeiten zu machen. So wechselten wir unsere eigene Kleidung gegen eine passende Bergmannkluft. Ausgestattet mit festen Schuhwerk, Helm, Leuchte und einem Notfallsauerstoffgerät konnte die Begehung der Schachtanlage beginnen. Start der Führung war auf der 490m Sohle bei rund 35 Grad und einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit. Gezeigt wurden die Auffangbecken des Zutrittswassers, einige Baustellen zur Absicherung der Schachtanlage, eine Vielzahl an Maschinen, sowie die entstandenen Risse. Die Führung endete mit dem Erreichen der 750m Sohle, wo es nach eine Kontaminierungsüberprüfung wieder zurück Übertage ging.
Mit einer Länge von rund 5 Stunden wird zwar ein wenig Zeit benötigt, aber wir können allen Interessierten diese Führung nur weiterempfehlen. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an das Team der Asse II für diese informative und hervorragende Exkursion.